KULMAIN
Geschichte
Entstehung:
Vermutlich ist der Ort Kulmain schon älter, da hier die wichtige Handelsstraße von
Eger nach Nürnberg vorbei lief. Bereits im 8. Jahrhundert hatte sich um den "Rauhen
Kulm" eine slawische Gruppe niedergelassen. Auch der Name "Kulmain" ist
wahrscheinlich aus dem Slawischen (Chlmina = Hügelplatz). Um die Jahrtausendwende
siedelten sich bayerische Kolonisten im Kemnather Raum an.
Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1228. Der Leuchtenberger
Landgraf Gebhardt III. aus Waldeck erwähnte in einer Urkunde einen "Albero de
Chylmen". In den Aufzeichnungen des Klosters Reichenbach (am Regen), zu dem
die Pfarrei Kulmain über 600 Jahre gehörte, taucht schon im Jahr 1200 der Name Kulmain
als Mutterkirche der Filiale Ebnath auf.
1285 wird bei der Zugehörigkeit zur Burg Waldeck in Kulmain 1 Hof und 2 Äcker
aufgeführt, 1326 ist von einem zweiten Hof die Rede. Dies waren Muracher Lehenhöfe. Es
bestanden aber durchwegs noch weitere Gehöfte. Auch eine Burghut (für Waldeck) ist
dokumentiert, vermutlich war Albero de Chylmen einer der erste Besitzer. Das Burglehen lag
außerhalb der Ortschaft im "Winkel am Weiher", vermutlich dort, wo später das
"Ponzelinschlößl" stand. Hier entwickelte sich im 16. Jahrhundert der Edelsitz
"am Weiher". 1548 verkaufte der Besitzer Pankratz Greul einen Hof mit Haus und
Grundstück an Georg von Dandorf. Hieraus ging der Edelsitz "an der Kirche"
(heutiges Rathaus) hervor.
Edelsitz "Kulmain an der Kirche"
Edelsitz "Kulmain am Weiher"
(in "Urbarium culmainense", 1761)
(in "Urbarium culmainense", 1761)
Adelssitze:
Ende des 15. Jahrhunderts entstanden 2 adlige Sitze, auch Landsassengut (oder
Landsasserei) genannt. Knapp 300 Jahre besassen die Pfreimder den Sitz "Kulmain an
der Kirche", 1768 erwarb es der Amtsrichter Georg Frh. von Gobel, weshalb das
Gebäude im Volksmund heute noch das "Gobelsche Schlösschen" heisst. Fast
genauso lang waren die Lemminger Besitzer von "Kulmain am Weiher", bis es 1759
Georg von Ponzelin kaufte (= "Ponzelinschlößl"). 1812 (bzw. 1821) gingen die
beiden Adelssitze in bürgerliche Hände über. Aus "Kulmain an der Kirche" ging
das Schul- und Messnerhaus hervor, das "Ponzelin-Schlößl" erwarb Dr. Josef
Anton Wiesend.
Kulmain hatte im Mittelalter eine etwas gehobenere
Stellung. Die Herrschaft Waldeck mit dem Kastenamt Kemnath war in 4 Viertel (daher der
Name "Viertelmeister) oder Gezirke aufgeteilt. Der Kulmainer Gezirk reichte 1519 im
Norden bis nach Hölzlashof (Ebnath) und im Osten bis Pullenreuth.
Durch die verschiedenen Kriege wurde Kulmain öfter
heimgesucht und verwüstet, wodurch auch das Aussehen der Ortschaft stark verändert
wurde. Neben den Napoleonischen Kriegen zwischen 1792 und 1813 und dem Spanischen
Erbfolgekrieg (1701 - 1714) ging vor allem der 30-Jährige Krieg nicht spurlos vorbei.
Vorbeiziehende Soldaten plünderten die Höfe, die meisten Höfe wechselten die Besitzer.
Brände:
Noch mehr jedoch änderten Brände das Ortsbild von Kulmain. Über Brände im
Mittelalter (die es mit Sicherheit gab), ist nichts mehr bekannt, da alle Urkunden und
Dokumente verbrannt sind. Aber in der Nacht vom 27. zum 28. Juli 1834 legte ein Grossfeuer
binnen weniger Stunden fast das ganze Dorf in Schutt und Asche. 23 Häuser, 29 Scheunen,
die Pfarrkirche, den Pfarrhof, das Gobel'sche Schlößchen und das Schulhaus brannten ab.
Auch 1840 wurden bei 2 Bränden 4 bzw. 6 Häuser vernichtet; 1849 schlug das Feuer erneut
zu und brannte 5 Häuser nieder.
Seitdem ist Kulmain vor Grossbränden verschont geblieben.
Auch die Säkularisation, die Reformation und die Gegenreformation stifteten viel
Unruhe und sorgten für permanente Verwirrung. (Bild:
Ortsmitte von Kulmain (in "Urbarium culmainense", 1761)
Pfarrkirche:
Im 12. Jahrhundert wurde die erste Kirche vom Kloster Reichenbach gebaut. Vermutlich
war dies ein schlichter Holzbau. Über die folgenden Jahrhunderte ist wenig bekannt, sehr
wahrscheinlich wurde aber die Kirche durch einen gotischen Steinbau ersetzt. Die
Pfarrei war jedoch sehr gross und reichte bis nach Nagel und Schurbach. Durch die
Reformation wurde die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen, auch die Ausstattung war
nur noch sehr dürftig.
Pfarrer Johann Rothpletz beauftragte deshalb im März 1700 Wolfgang Dientzenhofer,
einen Angehörigen der berühmten Baumeister-Dynastie mit dem Bau einer neuen Kirche, die
bereits im Sommer 1702 fertiggestellt war. Sie war ca. 35 Meter lang und 16 Meter breit
und war "Unserer Lieben Frau zu Ehren" gewidmet". Bei dem Brand von 1834
wurde die Kirche zerstört.
Die neue, noch jetzt bestehende, Kirche wurde 1839 eingeweiht, sie war wieder der
Mutter Gottes geweiht (Maria Himmelfahrt). Die Arbeiten führten der Wildenreuther
Maurermeister Mühlmeier und der Zimmermeister Pöllman aus Erbendorf aus. Der Hochaltar
befand sich zuvor im Dom in Bamberg, ein "imposantes klassizistisches Werk des
frühen 19. Jahrhunderts", er wurde für 150 Gulden erstanden. Die künstlerisch
beachtenswerte Kanzel wurde für 11 Gulden von der Hollfelder Kirche erworben. Im
Altarstein sind die Reliquien des hl. Bischofs Erhard von Regensburg, des Hl. Justin und
anderer Märtyrer eingemauert. (Bild: Kirche von 1702) Forstamt:
Seit Mitte des 12. Jahrhunderts war Kulmain Sitz eines Forstamts der Sulzbacher Grafen.
Anfangs wurde von hier eine Waldfläche von 64.000 Tagwerk verwaltet, die bis zum
Ochsenkopf reichte. Um 1750 wurde das Gebäude neu errichtet.
Die bekanntesten Amtsvorsteher waren Hans Wolf Rupprecht ((1595 - 1598) und Graf Ferdinand
Topor Morawitzki (1802 - 1806), dessen Grabplatte in der Kirchenmauer ist.
1860 wurde das baufällige Forstamt, auch wegen der zentraleren Lage, nach Kemnath
verlegt.
Entwicklung:
1300: 13 Häuser + Kirche/Pfarrhof + 1 Schloss
1497: 34 Häuser + Kirche/Pfarrhof + 1 Schloss
1630: 45 Häuser + Kirche/Pfarrhof + 2 Schlösser
1762: 47 Häuser+ Kirche/Pfarrhof + 2 Schlösser
1834: 41 Häuser + Kirche/Pfarrhof
1848: 84 Häuser + Kirche/Pfarrhof (572 Einwohner)
1856: 51 Häuser + Kirche/Pfarrhof
Berühmte Kulmainer Personen: Bischof Nathanael Burger
als Johann Heinrich Burger am 1. März 1733 in Kulmain
geboren, trat in den Franziskaner-Orden ein, 1764 als Missionar nach China, 1778 zum
Bischof von Shensi und Shansi geweiht, starb am 28. August 1780
Martin Vogt
am 3. April 1781 als Sohn des Lehrers und Organisten Ambros
Vogt in Kulmain geboren, sang schon als 10-Jähriger Arien in der Kirche, studierte Musik
im Kloster Michelfeld und bei den Jesuiten in Regensburg, später in Wien und in der
Schweiz, starb am 18. April 1854; er hinterliess zahlreiche Kirchenkompositionen
Lehrergeneration Vogt
unterrichteten fas 150 Jahre lang in Kulmain. Johann Georg
Vogt war der um 1750 der erste Schulemeister. Ihm folgte sein Sohn Ambros Vogt (der Bruder
Caspar Vogt war zur gleichen Zeit Pfarrer in Kulmain). Dessen Sohn Martin Vogt (Bruder des
gleichnamigen Organisten). Der letzte in der Dynastie war Benno Carl Ambros Vogt.
Ehrenbürger der Gemeinde Kulmain: Georg Haßmann
/ Bischof Martin Wiesend / Dr. Michael Waffler / Pfarrer Richard Kriegelsteiner
/ Gerd Schönfelder
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