Initiativkreis gegen eine
Mobilfunkanlage in Kulmain

Boykott  -  Wandzeitungen  -  Leserbriefe    -  Heimatbote

Leserbriefe:
(abgedruckt jeweils im "Neuen Tag", Weiden)

buergerwelle LESERBRIEF (vom 23.08.01).:Wegen der Inbetriebnahmen der Kulmainer Mobilfunkanlage und wegen genehmigter und geplanter Anlagen in Kemnath wurde dieser Leserbrief verfasst.

Mit Entsetzen vernahmen engagierte Bürger in Kulmain am 13. August, daß die Telekom-Tochter Te-De-Mobil beabsichtigt, in den nächsten 2 Tagen die vom Großteil der Bevölkerung abgelehnte Mobilfunkanlage in Betrieb zu nehmen. Für mich und viele andere ist die Gefährlichkeit dieser Sendeanlagen bewiesen, in meinen Augen sind sie potentielle Mordwerkzeuge, weil dadurch Menschen zu Schaden kommen können. Die Telekom aber setzt sich auf Großherrenart über alle Bedenken hinweg, lehnt auch arrogant einen von der Gemeinde angebotenen Alternativstandort ab. Gewinnsucht hat anscheindend eine größere Priorität als die Gesundheit der Menschen.

Das Schlimmste ist aber, dass dieser Sendemast in umittelbarer Nähe von Kindergarten und Schule steht, obwohl inzwischen alle Fachleute davor warnen (sogar die sonst dem Mobilfunk sehr wohlgesonnene CSU). Man könnte die Telekom fast als "Brunnenvergifter der Neuzeit" bezeichnen, da sie die Gesundheitsschädigung der Menschen (vor allem der Kinder) billigend in Kauf nimmt und quasi im wahrsten Sinne des Wortes fast über Leichen geht. Sie setzt sich auch über den einstimmigen Beschluß des Gemeinderats hinweg, der immerhin von den Bürgern gewählt wurde und diese vertritt.
Ich kann auch keinesfalls die Argumentation der Telekom über die Unbedenklichkeit dieser Anlagen akzeptieren. Das erinnert mich fatal an das ganze Drumherum der Atomenergie, die ja anfangs auch als ach so toll angepriesen wurde, bis langsam deren mörderische Wirkung ans Licht kam.

Die fadenscheinige Behauptung, für den kommenden Handy-Boom bräuchten wir diese Anlagen, stimmt so auch nicht. Würden die Mobilfunkbetreiber nicht so massiv und unverschämt werben, würde auch der Andrang nachlassen. Eigentlich müsste Werbung für Mobilfunk analog zur Werbung für Zigaretten und Alkohol verboten werden, da der Werbeinhalt genau so schädlich ist.

Zur geplanten Mobilfunkanlage in Kemnath, die von der Mehrheit des Stadtrats für gut geheißen und genehmigt wurde, möchte ich nur soviel sagen: in Zukunft werde ich, so weit es geht, um diese Stadt einen großen Bogen machen. Und von einer Tankstelle des Aral-Konzerns (der den Bau dieser menschenverachtenden Anlagen auf allen seinen Gebäuden fordert) werde ich keinen Tropfen Benzin mehr tanken.

Gerd Bayer

LESERBRIEF (vom 27.08.01): Der Vorsitzende der JU Kemnath, Thomas Völkl erwiderte in einem Leserbrief die Sache aus seiner Sicht und versuchte, das Thema politisch auszunutzen.

Bürgerliches Engagement und Basisarbeit - etwa in Bürgerinitiativen, Vereinen oder Parteien - sind unverzichtbar für unsere Demokratie. Notwendige Reformen werden oft erst dadurch auf den Weg gebracht. Insofern ist die Arbeit der Bürgerwelle e.V. ausdrücklich zu loben, weil sie die Gesellschaft und auch die Politik auf das mögliche Gefährdungspotential durch Mobilfunkstrahlung aufmerksam gemacht hat. Dadurch hat in vielen Köpfen schon ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Dennoch ein paar kritische Anmerkungen zum Leserbrief von Herrn Bayer.

Wenn beklagt wird, dass die Telekom "arrogant einen von der Gemeinde angebotenen Alternativstandort" ablehnt, ist das nur die halbe Wahrheit. Herr Bayer müsste darüber hinaus beklagen, dass Rot-Grün die Baugesetze nicht dahingehend ändert, damit Kommunen auf die Standorte der Anlagen einfluß nehmen können. Die Bundesregierung tut sich jedoch schwer, der Telekommunikationswirtschaft Knüppel zwischen die Beine zu werfen nach den gigantischen Einnahmen durch den Verkauf der UTMS-Lizenzen.

Zur Kritik am Verhalten des Kemnather Stadtrats möchte ich bemerken, dass dieser dem Bau des Sendemasts in der Nähe von Waldeck nur deshalb zugestimmt hat, weil der Standort relativ weit entfernt von der nächsten Ortschaften Zwergau und Waldeck liegt. Damit soll vermieden werden, dass sich die Betreiber einen anderen und für die Menschen möglicherweise gefährlicheren Standort suchen. Der Bau ist an sich nicht zu verhindern, jedenfalls nicht durch den Kemnather Stadtrat.

Wer glaubt oder den Eindruck erwecken will, dass Mobilfunk gänzlich zu verhindern sei, gibt sich einer Illusion hin und wird letzllich unglaubwürdig. Die Politik muss versuchen, die Gefährdung zu minimieren.

Die Junge Union Kemnath vertritt daher die Meinung, solange die Gefährlichkeit nicht geklärt ist, sollten Mobilfunkmasten zumindest in der Nähe von Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen usw. nicht aufgestellt werden dürfen. Um dies zu gewährleisten, ist es notwendig, dass der Gesetzgeber das Baurecht so ändert, dass die Kommunen über die Standorte von Antennenanlagen mit entscheiden können.

Zudem sollte der rot-grüne Bundesfinanzminister aus den Milliardenerlösen der UTMS-Versteigerung ausreichende Mittel für die Erforschung von Elektrosmog und gepulster Strahlung zur Verfügung stellen.

Thomas Völkl

LESERBRIEF (vom 29.08.01): Die Ausführungen von Herrn Völkl konnten so nicht stehen bleiben, deshalb ein erneuter Leserbrief, um einige Sachen richtig zu stellen.

Eigentlich wollte ich die große Politik beim leidigen Mobilfunkthema heraushalten. Ich finde dieses Thema viel zu sensibel und heikel, als daß man damit Wahlkampf machen sollte. Und genau dies scheint die Kemnather JU unter ihrem Vorstand Thomas Völkl vorzuhaben. Seine Behauptung, die Bundesregierung wäre für die Baugesetzänderung verantwortlich, stimmt einfach nicht.

Ich will Herrn Völkl sein jugendliches Alter zugute halten, aber es war der Bayerische Landtag, der die Novellierung zum Baubeschleunigungsgesetz verabschiedet hat. Dank diesen Gesetzes dürfen die Mobilfunkbetreiber bei einer Höhe unter zehn Metern wildern wo sie wollen. Den Kommunen sind die Hände gebunden.

Aber anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, sollten ALLE politisch aktiven Mobilfunkskeptiker gemeinsam an einem Strang ziehen und versuchen, auf ihre jeweiligen Mandatsträger einzuwirken. Nur so kann etwas geändert werden.

Ich muss auch den Vorwurf von Herrn Völkl, ich sei ein Illusionist, entkräften. Leider geht es momentan nicht ohne Handys, aber man kann deren Gebrauch um mindestens 70 % einschränken. Und mit unserem Boykott, der sich langsam wie ein Flächenbrand ausweitet, können wir vielleicht die Betreiber dazu zwingen, menschenfreundlichere Technologien zu entwickeln.

Dass die Großindustrie zum Umdenken gezwungen werden kann, zeigt immer noch Wackersdorf. Damals hielt es in München auch keiner für möglich, dass die Oberpfälzer gegen die Allmacht aus Südbayern aufbegehren (seitdem bin ich stolz, ein Oberpfälzer zu sein)!

In einem Punkt gebe ich Herrn Völkl recht: die Bundesregierung hat durch den Verkauf der UTMS-Lizenzen auch großen Anteil daran, dass wir (noch!) ohnmächtig der Mobilfunkmafia gegenüberstehen. Aber auch die ach so technologiefreudige CSU sollte nicht mit Steinen werfen...

Gerd Bayer