Initiativkreis gegen
eine Boykott - Wandzeitungen - Leserbriefe - Heimatbote Geschichte
des Boykotts:
Am gleichen Abend wurde deshalb in der Gemeinderatssitzung einstimmig (!!) von allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten beschlossen, dass KULMAIN EIN FUNKLOCH BLEIBT! Die ablehnende Haltung der Betreiber wurde mit Kopfschütteln aufgenommen. Bürgermeister Reindl kündigte ferner an, daß im "Heimatboten" ein Artikel über die Risiken von Mobilfunk, Handys und schnurlosen Telefonen erscheinen würde, in dem die Bürger auch davor gewarnt würden, vorschnell Verträge abzuschließen. Der Initiativkreis startete eine Unterschriftenaktion, in dem die "DeTe Mobil" aufgefordert wurde, die Mobilfunkanlage wieder abzubauen, vor allem wegen der ausgehenden Gefahr für die Kinder. Es wurde auch angekündigt, daß die Unterzeichner sich vorbehalten, ihren Vertrag mit der Telekom zu kündigen. Innerhalb einer Woche unterschrieben über 500 erwachsene Bürger aus der Gemeinde Kulmain diesen Aufruf. Die gesamten Listen wurden an die Betreiber geschickt. Reaktion: KEINE! Bei den ein- bis zweiwöchig stattfindenden Treffen des Initiativkreises wurden verschiedene Methoden des Widerstands diskutiert. Von vielen betroffenen Bürgern wurde ein "Schul- und Kindergartenboykott" gefordert, um ein deutliches Zeichen der Gegenwehr zu setzen. Zahlreiche Broschüren und Infoblätter trugen zu noch mehr zur Aufklärung bei. Auch im Mitteilungsblatt der Gemeinde Kulmain, den "Heimatboten" stellten der Initiativkreis die Gefahren des Mobilfunks heraus. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, Handys und DECT-Telefone zu boykottieren. Es wurden auch schon schnurlose Telefone an die Telekom zurückgegeben. Am 27. Januar 2001 wurden im ganzen Ort Plakate (mit obigem Bild) aufgestellt, auf denen auf die nächsten Treffen hingewiesen wurde. In Trabitz wurde eine Veranstaltung gegen die dort geplante Aufstellung von Funkmasten besucht, um die dortigen Bürger zu informieren und ihnen moralischen Beistand zu leisten. Die nächsten Aktionen: Das war der Stand Ende Januar 2001. Doch der Widerstand ging weiter. Der Initiativkreis unterstützte auch Bürgerinitativen in anderen Kommunen, sei es durch Ratschläge, oder einfach nur, um ihnen durch den Besuch von Veranstaltungen den Rücken zu stärken. Unter anderem regte sich in unserer Region der Widerstand auch in Waldeck (mit deren Bürgerinitative eng zusammengearbeitet wurde), in Trabitz, Mitterteich, Wonsees, Bindlach, Himmelkron, Vorbach oder Eckhardtsreuth (bei Kirchenpingarten). Hier waren die Leute vor Ort besonders erfindungsreich, indem sie auf den Funkmast einen hölzernen Storch setzten. 1. Bgm. Reindl setzte sich mit einem Anwalt in Lüneburg in Verbindung, der sich auf den Boykott von Mobilfunkanlagen spezialisiert hat, schrieb an die Umweltminister Trittin und Schnappauf und besuchte ein Seminar des Bayerischen Gemeindetags zu diesem Thema. Er sprach auch gemeinsam mit Vertretern der Initiative bei Landrat, Bauamt und Gesundheitsamt vor. Ferner wurden 2 Diskussionsveranstaltungen des Bund Naturschutz (BN) in Regensburg und Nürnberg besucht, wo auch Stragegien zum Mobilfunkboykott erarbeitet wurden. Die Fernsehkindersendung "Logo" nahm Kontakt auf, außerdem veranstalteten Eltern aus dem Initativkreis im Kindergarten einen Tag unter dem Motto "mit allen Sinnen erleben". Die Telekom-Tocher "DeTe Mobil" hüllte sich weiterhin in Schweigen und Arroganz. Es kam nur immer der gleiche lapidare und stumpfsinnige Antwort, dass sie nicht mit Leuten diskutieren, die von der "Bürgerwelle" unterstützt werden. Dann riefen die beiden Moderatorinnen des Bayrischen Rundfunks Nortrud Semmler und Uli Hesse an, da sie eine Live-Sendung aus Kulmain zu diesem Thema machen wollten. Am 23. Juli 2001 um 10.03 Uhr fand dann die Podiumsdiskussion statt, die live im "Notizbuch" in Bayern2 ausgestrahlt wurde. Neben Wilma Haßmann und Thomas Maschauer von der Bürgerinitative und Bürgermeister Hans-Gerd Reindl nahmen Prof. Dr. Heyo Eckel (Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer) Reinhart Lemke (Zahnmediziner) und Dr. Thomas Fritsch (Netzexperte) teil. Nur die Telekom glänzte mal wieder mit Abwesenheit. Sie hatte wochenlang den
Bayerischen Rundfunk hingehalten und erst 2 Tage vor Ausstrahlung lapidar mitgeteilt, daß
sie nicht teilnehmen würde, da sie "mit der Gemeinde Kulmain im Rechtsstreit
liegen" würden. Im August wurden wir durch die Presse informiert, daß auf einer Aral-Tankstelle in Kemnath ein Mobilfunkmast aufgestellt wird. Der Aral-Konzern beabsichtigt, alle Tankstellen für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Der Kemnather Stadtrat genehmigte dies mit 12:7 Stimmen (!). Am 13. August wurde Bürgermeister Reindl von der Telekom informiert, daß die Anlage in Kulmain in den nächsten 2 Tagen in Betrieb geht. Einen nochmals angebotenen Alternativ-Standort (weg vom Kindergarten) wurde abgelehnt. Am nächsten Tag riefen zahlreiche betroffene Bürger bei der Telekom an. Außerdem wurde ein Leserbrief an den "Neuen Tag" in Weiden geschrieben, dem nach einer Gegenreaktion ein weiterer folgte. Mitte September 2001 veranstaltete die JU Kemnath in Waldeck einen Infoabend zum Thema Mobilfunk. Es referierte der Strahlenexperte der CSU im Bayerischen Landtag (der Name ist entfallen). Er gab sich sehr moderat und versuchte sachlich, die Standpunkte darzustellen. Es war ihm anzumerken, dass er die Bedenken und Sorgen der Bürger ernst nahm. Zerstreuen konnte er aber die Bedenken der meisten Zuschauer auch nicht. Aber auch er prangerte das Vorgehen der Telekom an. Auch in Kastl machte sich im Winter 2001 Empörung breit. Wieder einmal die Telekom baute in dem Ort gegen den erbitterten Widerstand der Bürger einen Sendemasten auf. Geradezu menschenverachtend mutet aber die Reaktion der Grundstückseigentümerin (IEM Fördertechnik) an, die sarkastisch an die Gemeindeverwaltung mitteilte, dass sie "sehr erfreut sei, diesen Mobilfunkmasten bei der Gemeinde anzumelden". Um den Betreibern zu zeigen, dass die BI noch nicht aufgegeben hat, schickte eine engagierte Mobilfunkgegnerin Herrn Schwarz von der Telekom eine Sonneblume mit dem Text "Wir leben noch!". Ein Schild mit der Warnung vor den Gefahren des Mobilfunks wurde am Ortseingang von Kulmain aufgestellt. und heute....? Nachdem der Funkmast in Betrieb genommen wurde, waren der BI die Hände gebunden und sie löst sich mehr oder weniger auf. Als die 10 Jahre Pacht vorbei waren, kündigte die Hausbesitzerin den Vertrag und der Mast wurde abgebaut. Seitdem suchte die Telekom nach einem - für sie - geeigneten Standort und wurde auf dem Birkenbühl fündig. Es regte sich zwar wieder Widerstand besorgter Bürger und auch die Gemeinde war dagegen. Doch rechtlich gesehen hatten wir keine Chance und auch der Kreis der Gegner war bedenklich geschrumpft. Viele sind der irrigen Meinung, dass ein Mast in weiterer Entfernung weniger gefährlich ist. Dem ist aber nicht so, da der Mast dann mit verstärkter Kraft sendet. Auch ist inzwischen ein Umdenken in der Bevölkerung da, weil viele denken, sie können ohne Handy oder Smartphone nicht mehr leben. Stand Januar 2013: Das Fundament auf dem Birklenbühl ist fertiggestellt,. der Mast wird wohl noch dieses Jahr aufgestellt und in Betrieb gehen. Die Gefahr des Mobilfunks wird erst in einigen Jahren richtig spürbar sein, aber dann ist es zu spät! |